Merowingerzeit in Westfalen

Die Kleidung der Sachsen und Franken

Die Kleidung der Frau:

Die Frauentracht war bei Franken und Sachsen im 6. Jahrhundert recht unterschiedlich. Wie bei Mode üblich, gab es aber wahrscheinlich auch eine gewisse Vermischungen - vornehmlich wohl fränkische Einflüsse auf die benachbarten Völker.

Die sächsische Frau trug wohl zu der Zeit meist noch die alte germanische Tracht. Dabei handelt es sich um ein einfaches, ärmelloses Schlauchkleid, auch Peblos genannt, welches auf den Schultern von zwei Gewandspangen, sogenannten Fibeln, zusammengehalten wurde. Diese Fibeln waren oft sehr kunstvoll gearbeitet und vergoldet.
Zwischen den Fibeln auf der Schulter konnte als Schmuck eine Perlenkette aufgehängt sein.
Auf der Hüfte lag wohl ein Gürtel, über welchem das Kleid gerefft wurde.
Möglicherweise wurde zur kalten Jahreszeit unter dem Peblos auch noch ein Unterkleid oder eine Tunika getragen.

Die fränkische Frau hingegen trug in der Mitte des 6. Jahrhunderts ein einfach geschnittenes Kleid, welches nur bis knapp unters Knie reichte.
Dazu kamen hohe Strümpfe bis übers Knie, so daß trotz des kurzen Kleides kein nacktes Bein zu sehen war. In Position gehalten wurden diese Strümpfe durch eine Riemengarnitur.
Am Gürtel der Fränkischen Frauen konnte man neben einer Gürteltasche oft aufwändige Gehänge mit einer bronzenen Zierscheibe oder einem Amulett aus Bergkristall finden.
Obwohl zum Zusammenhalt des Kleides wahrscheinlich keine Fibeln benötigt wurden nutzte auch die fränkische Frau reich verzierte Fibeln. Diese wurden auf höhe des Oberschenkels befestigt und fixierten vieleicht einen Teil des Gürtelgehänges zusätzlich.
Möglich wäre allerdings auch, daß die Fibeln zum Verschluss eines vorn geöffneten Überkleides (Klappenkleid) dienten.

Die Kleidung des Mannes:

Die Männer der Sachsen und Franken trugen im 6. Jahrhunder weitestgehend die gleiche Kleidung.
Das wohl wichtigste Kleidungsstück ist zuerst einmal die recht eng geschnittene Hose, welche oft an den Unterschenkeln durch sogenannte Wadenwickel ergänzt wurde.
Am Oberkörper trug man einen schlichten Kittel, die Tunika, welcher wohl bis auf die Oberschenkel hinabreichte.
Dazu trug man einen Gürtel auf der Hüfte, an dem auch eine Tasche und Messer befestigt sein konnten.
Ab dem 7. Jahrhundert scheint auch von den Männern ein vorn offener Kittel, der Klappenrock, getragen zu werden.

Sonstiges:

Ergänzt wurde die Kleidung beider Völker und Geschlechter oft noch durch einen Rechteckmantel. Dabei handelt es sich im Grunde einfach um eine große Decke, welche man über die Schultern legt. Frauen schlossen den Mantel vorn meist mit einer Fibel oder einer großen Gewandnadel. Männer dagegen nutzten hierzu wohl nur einem Bändchen, denn Fibels sind bei ihnen nur selten gefunden worden.
Auch Schuhe kannte man damals natürlich schon. Es gab einfache Bundschuhe und auch Wendeschuhe. Vereinzelt wurde wahrscheinlich auch Römisches Schuhwerk getragen.

Material und Farben:

Als Material standen den Franken und Sachsen in erster Linie Wolle und Leinen zur Verfügung. Obwohl mit einer simplen Handspindel gesponnen und an einem einfachen Gewichtswebstuhl gewebt wurde, konnte das Gewebe sehr fein und gleichmäßig sein.
Leinen eignet sich am ehesten für Unterkleider. Es ließ sich mit den damaligen Mitteln wahrscheinlich nur schlecht und nicht besonders haltbar färben.
Wolle hingegen eignet sich vorzüglich für Oberbekleidung in verschiedensten Farben, Stoffstärken und Webarten.
In gehobenen Kreisen konnte auch Seide als zierende Kante oder Applikation auf der Kleidung auftauchen und in manchen Fällen wurden gar ganze Kleider daraus gefertigt.

Gefärbt wurde die Kleidung wohl hauptsächlich mit einheimischen, pflanzlichen Farbstoffen, wie beispielsweise Walnuss, Zwiebelschale, Krapp, Brennnessel und vieleicht auch Holunder.
Gerade in der fränkischen Oberschicht wurde aber mit Sicherheit so manch farbenfrohes Geschmeide aus Byzanz importiert.

Außerdem wurden bestimmt auch Pelze verarbeitet und Leder von Ziege und Rind nutzte man für Schuhe, Taschen und Gürtel.